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Bastard Ass(i) from Hell #19 - #24

Nach oben Bastard Ass(i) from Hell #19

© Florian Schiel

Der geschätzte Leser erwartet jetzt sicher wieder eine Episode aus dem aufregenden Leben des BAFH. Leider muss ich ihn heute enttäuschen. Der Grund? Es ist einfach gar nichts passiert, rein gar nichts, was es lohnt, in die Tasten zu greifen. Und warum ist das so? Es sind Semesterferien. Keine Studenten, der Chef ist auf einer seiner ausgedehnten 'Studienreisen', ja selbst die unerschütterliche Frau Bezelmann hat ihren Posten im Sekretariat für eine Woche aufgegeben, um an einer rein feministischen Konferenz in Bad Blocksberg teilzunehmen.

Ich ergreife die Gelegenheit, um endlich auf die anschwellende Flut von Leserbriefen (meist in Form von drei- bis vierzeiligen emails!) einzugehen, die ja auch irgendwann beantwortet sein wollen.

Zunächst danke ich für die zahlreichen Hinweise besorgter Akademiker-Eltern, dass sie ihre Sprösslinge - sobald diese in entsprechendes Alter herangewachsen sein würden - auf gar keinen Fall an die Universität des BAFH schicken und schon unter gar keinen Umständen ein Fach studieren lassen würden, im Rahmen dessen die wohlbehüteten selbigen Sprösslinge etwa mit mir persönlich in Kontakt geraten könnten. Eine solche Einstellung kann ich nur voll und ganz unterstützen. Ich finde, dass die derzeitigen 4 (in Worten: vier!) Hauptfachstudenten pro Semester schon Zumutung genug sind.

Auch die zahlreichen Anfragen von Studenten anderer Fakultäten, ob es denn in unserem Fach an dieser unserer Universität tatsächlich 'dermassen schlimm zugehe', möchte ich hier kurz und bündig beantworten: Ja, das tut es! Aber dafür wird es bei uns auch nie langweilig!

Als nächstes muss ich auf die teilnehmenden Zuschriften zahlreicher weiblicher Leserinnen eingehen, die sich bei mir erkundigen, ob ich durch meinen Lebensstil Frustrationen infolge mangelnder Zuwendung abreagiere, und die mit mehr oder weniger eindeutigen Angeboten ihre Dienste zwecks Abbau der besagten Frustrationen anbieten. Meine Damen, ich weiss Ihre Anteilnahme wirklich zu schätzen, aber sie irren sich in der Diagnose. Meine Lebensführung ist sozusagen inhärent festgelegt und nicht so leicht zu ändern. Im Übrigen, nein, ich bin weder durch Kaiserschnitt noch durch eine Zangengeburt zur Welt gebracht worden. Auch hatte ich eine ausgesprochen harmonische Kindheit, soweit man in meinem Falle von einer Kindheit sprechen kann, danke gütigst der Nachfrage.

Das Thema meiner Herkunft scheint aber die Leserschaft derart zu interessieren, dass ich mich schweren Herzens durchgerungen habe, an dieser Stelle ganz kurz über

DIE HERKUNFT DES BAFH

zu berichten.

Also, das Ganze nahm seinen Anfang einige Jahre nachdem ich meinen Posten als Flugbegleiter auf einem Charterflugzeug der LUDA AIR angetreten hatte. Als Engel fünfter Klasse des 3. Fähnleins, 12. Kohorte, 53. Zenturie, 1026. Legion der HH ('Himmlischen Heerscharen') bestand meine Aufgabe darin, den Passagieren während der Flüge Mut und Hoffnung auf eine von Gott gelenkte, glückliche Landung einzuflüstern.

Es war nicht gerade ein Traumjob. Präziser gesagt, langweilte ich mich fast zu Tode. Ein Jahr lang pendelten wir fast ununterbrochen zwischen Cancun und Frankfurt hin und her. Die Flugzeugbesatzungen wechselten ja dauernd, aber ich durfte meinen Posten nicht verlassen. Ich war immer an Bord, unsichtbar, allgegenwärtig und stets bereit, Mut und Hoffnung zu spenden.

Mehr durfte ich auch gar nicht. Denn die oberste Direktive im Kodex der HH lautet: 'Keinerlei aktiven Eingriff in das Geschehen, damit die Planung der oberen Ränge nicht in Frage gestellt werden kann.'

Jedenfalls hatte ich nach einigen Jahrzehnten in den Charterflugzeugen der LUDA AIR die Sache gründlich satt. Ich beneidete die Kollegen vierter Klasse, die immerhin in Linienflugzeugen Dienst tun durften. Da wechselte wenigstens ab und zu der Flugplan. Ausserdem war das Publikum bestimmt distinguierter als auf diesem Cattle Freighter. Aber die Beförderung zur vierten Klasse konnte noch gut und gerne einige Jahrhunderte auf sich warten lassen.

Eines Tages lümmelte ich gerade mal wieder gelangweilt auf dem Stuhl des Copiloten, der sich die lange Flugzeit über den Atlantik zusammen mit der kleinen blonden Stewardess auf angenehmere Art verkürzte, als plötzlich der Pilot neben mir einen erstickten Laut von sich gab und, bevor ich noch Gelegenheit fand, ihm weisungsgemäss Mut und Hoffnung einzuflüstern, in Ohnmacht fiel. Kann sein, dass die leere Whiskyflasche, die er vor ein paar Stunden - da allerdings noch gefüllt - aus dem Duty-Free-Schrank geklaut hatte, irgendwie damit zu tun hatte. Unglücklicherweise war der Autopilot in diesem Moment gerade ausgeschaltet und der schwere Schädel des besinnungslosen Piloten drückte das Steuer kräftig nach vorne, so dass die altersschwache 737 ächzend in einen atemberaubenden Sturzflug überging, der Disney Land alle Ehre gemacht hätte. Aus dem Passagierraum ertönte der Klang von zerbrechenden Glas und erbrechenden Passagieren.

Ich überlegte kurz, ob ich statt des bewusstlosen Piloten den Copiloten aufsuchen sollte, um ihm Mut und Hoffnung einzuflüstern. Allerdings bezweifelte ich, dass dieser es rechtzeitig von der Ruhekabine der Stewardessen bis zur Pilotenkanzel schaffen würde. Vor allem bei der rapide zunehmenden Schräglage der 737 und wenn er sich unterwegs auch noch anziehen müsse.

Direkt vor mir befand sich die Anzeige des Höhenmessers und daneben der Schalter zum Autopiloten. Die Zahlen flimmerten über die Anzeige des Höhenmessers. Ich schätzte noch etwa 25 Sekunden bis zum ultimativen Aufprall.

Rasch versetzte ich mich nach hinten in die abgedunkelte Ruhekabine der Stewardessen. Der Copilot war offensichtlich nach vollbrachter Tat auf der ebenfalls schlummernden kleinen blonden Stewardess eingeschlafen und schnarchte leise und zufrieden. Ich streckte automatisch meine Hand nach seiner Schulter aus, um ihn wachzurütteln, aber dann fiel mir die oberste Direktive der HH wieder ein: Kein Eingriff ins Geschehen.

Wenn ich jetzt den Copiloten aus seinem post-coitalen Koma erweckte, verstiess ich bereits gegen meine Vorschriften und es war keineswegs sicher, ob er es in den verbleibenden 20 Sekunden noch bis zur Pilotenkanzel schaffen würde. Besser wäre es also, gleich selber den Autopiloten einzuschalten, wenn ich schon gegen die Vorschriften verstossen sollte. Gedacht, getan. Ich versetzte mich wieder nach vorne und flippte den kleinen roten Schalter nach unten. Der Autopilot, seit langem die einzige vernünftig denkende Instanz auf diesem Flugzeug (ausser mir natürlich!), schaffte es gerade noch, den Absturz in 350 Meter über dem Atlantik abzufangen.

Die Sache ging natürlich durch die Presse und ein Engel 3. Klasse im Range eines Super-Anglizisten wurde darauf aufmerksam. Der Fall wurde an die gefiederte MIPO überwiesen und diese besorgte sich per göttlichem Dekret eine Kopie des verdammten Flugschreibers. In den anschliessenden Verhören kam alles heraus, weil ich als Engel noch nicht gelernt hatte, gewisse Tatsachen geeignet darzustellen.

Ich wurde sofort zum 'Angel Bulk Rate' degradiert und musste mich zur Strafe fortan um die Überwachung der Quantenfluktuationen in der Beschleunigerkammer 5 des Kernforschungszentrums CERN kümmern - eine verdammt mühselige und noch ödere Arbeit, als man es sich vorstellen kann, deren Zweck allein darin besteht, die Kernphysiker durch absolut anormales Verhalten der Elementarteilchen in die Irre zu führen, damit sie den göttlichen Plan der Schöpfung nicht so leicht erkennen können. Nebenbei gesagt, besteht dieser Plan aus einer Ansammlung von ganz grässlichen und akausalen Zusammenhängen, den man in den obersten Rängen am liebsten ganz unter den Tisch gekehrt hätte, weil er gar kein gutes Bild auf die Konzeption der Schöpfung an sich wirft.

In CERN lernte ich einen BTFH, Bastard Technician from Hell, aus dem dritten Kreis kennen, der mir die ersten Kontakte zur Konkurrenz verschaffte. Schliesslich bot mir die Geschäftsleitung an, den Posten eines BAFHs zu übernehmen, wenn ich dafür auf meine engelhaften Privilegien für immer verzichtete.

Natürlich unterschrieb ich sofort - von Protonen, Leptonen, Barionen und anderen Etceteraonen hatte ich gründlich die Nase voll.

Und so wurde aus dem 'Angel Bulk Rate' der 'Bastard Assistant from Hell', des Chaos Quelle, der Schrecken aller Verwaltungsbeamten und Studenten, immer bereit, ein wenig Sand ins Getriebe der göttlichen Ordnung zu streün.

Und - seien wir mal ganz ehrlich - ohne ein bisschen Chaos wäre dieses Leben doch stinklangweilig.


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Ich steige in meinen Wagen und drehe den Zündschlüssel. Die Karre springt zwar sofort an, aber nach wenigen Sekunden beginnt die Öldrucklampe zu blinken und ein penetrantes Warnsignal gellt mir in die Ohren. Ich weiss genau, dass genügend Öl drin ist, aber trotzdem leuchtet das rote Lämpchen. Man könnte also sagen, dass mein Auto mir falsche Tatsachen vorspiegelt, mich in gewisser Weise anlügt. Vielleicht will es heute nicht ausgefahren werden; vielleicht ist es der Meinung, ich solle lieber die U-Bahn nehmen und es in Ruh' lassen; vielleicht habe ich auch gerade eben einen schnuckeligen Flirt mit den schicken kleinen Z3 auf dem Nachbarparkplatz gewaltsam unterbrochen. Interessanterweise macht das mein Auto nicht täglich; dann würde man behaupten, es sei kaputt. Nein, nur so etwa alle zwei Monate meldet es sich. Auch nicht immer beim Starten. Besonders gern erschreckt es mich mitten auf der Autobahn mit hundertfünfzig Ka-em-ha. Ab und zu leuchtet auch die Bremskontrolleuchte für den Anhänger auf - obwohl gar keinen Anhänger angekoppelt ist. Aber am liebsten macht es Geräusche: Gelegentlich fängt irgendein Teil hinter dem Armaturenbrett an zu schwingen. Irgendeine blöde Resonanz, die gerade bei den gängigen Geschwindigkeiten ihr Maximum hat. Mir bleibt dann nur die Wahl entweder die Geschwindigkeit zu erhöhen oder solange mit der Faust auf die Konsole zu donnern, bis die Resonanz aufhört. Letzteres funktioniert praktisch nie. Das kann mich zur Weissglut bringen, und mein Auto weiss das.

Ich liebe dieses Auto. Es hat Charakter.

Heute lasse ich mich nicht provozieren. Ich drehe das Radio auf volle Lautstärke und ignoriere einfach das sirenenartige Geheul der Öldruckwarnlampe. Mitten auf der Leopoldstrasse beginnen plötzlich alle vier Lautsprecher zu knattern wie ein Maschinengewehr, dann rülpst es noch einmal kräftig in den Subwoofern und es wird still. Alle Anzeigen am Radio sind erloschen. Ungläubig fummele ich an den Kontrollen, achte nicht auf den Verkehr und hätte beinahe eine Politesse auf die Haube genommen. Nichts. Das Radio bleibt tot. Nur noch das Gewinsel der Öldrucklampe quietscht irgendwo hinter dem Armaturenbrett.

Täusche ich mich oder klingt das Gequieke jetzt irgendwie anders als vorher? Triumphierend?

Kaum bin ich in meinem Büro - ich habe noch nicht mal das erste Soundfile auf meine Workstation geladen - da wird auch schon die Tür aufgerissen. Der Chef. Vor 10 Uhr morgens. Das bedeutet etwas. "Ah, äh... Leisch. Gut, dass Sie schon äh... ja, äh... sozusagen... hrm... " Der Chef starrt konzentriert auf die Decke und überhört meinen Morgengruss. "Es geht, äh... nur ein paar Worte... um den CIP-Pool-Antrag, ja... hrm... und natürlich auch um den... den... äh... den..." "Dings?" schlage ich vor. "... um den Dings-Antrag. Äh... ich meine... hrm... den... den WAP- Antrag." Nachdem das Wort endlich gefunden ist, holt der Chef tief Luft, streckt den Bauch raus und fährt fort: "Äh... dazu muss ich etwas ausholen, äh... damit Sie... hm... die Hintergründe... äh... auch verstehen, Leisch. Ja. Als ich 1972 an diesen Lehrstuhl berufen wurde, ..." Ich schalte die Ohren auf Durchzug und schiele unauffällig auf mein Computerdisplay. Ich schalte auf den alten DEC Trackball um, den ich unter meinem Schreibtisch installiert habe, so dass ich mit dem grossen Zeh den Cursor bewegen kann, ohne dass der Chef es mitbekommt. "... als erstes... ähm... Institut der Universität eine... äh... hrm... PDP-11 angeschafft hatten... hrchhrm... und schon damals habe ich immer - auch gegenüber... ähm... dem Ministerium.... äh... betont..." Während der Chef in Erinnerungen schwelgt, checke ich meine Mailbox, lese drei Artikel in der USENET Gruppe 'de.alt.sexual.harassment', überprüfe die Backup-Protokolle von heute Nacht und greppe die Usermail der Studenten nach den Begriffen 'Sex', 'Liebe' und 'Schwanger'. Leider ist heute mal wieder überhaupt nichts Interessantes dabei. An der Intonation erkenne ich, dass der Chef langsam wieder aufs Thema zurücksteürt. "... hat dadurch... so gesehen... hrm... eine Tradition, die in unseren... äh... zukünftigen Bemühungen... Anstrengungen in der... ähm... Rechnertechnik gerecht... und deshalb müssen wir sowohl im... ähm... CIP- als auch im... äh... na... äh... WAP-Pool-Antrag darauf achten, dass... Auf jeden Fall sollten wir Herrn... äh.... Herrn... err... Herrn..." "Dings?" schlage ich vor. "... den Herrn Dings... Quatsch... den Herrn MAIER im... im REFERAT 8 oder 9 anrufen. Ja. Können Sie das alles in die... äh... Hand... hrm... Hand nehmen, Leisch?" "Selbstverständlich", sage ich und schliesse per Zehklick den News Reader. Nachdem der Chef gegangen ist, rufe ich vorne bei Frau Bezelmann an und lasse mir alle Informationen durchgeben, um die es wirklich geht. Dann rufe ich im REFERAT 5 an und lasse mir FRAU MÜLLER geben. "Ja, also", sage ich mit unsicherer Stimme, "Sie müssen schon entschuldigen, aber ich bin in diesen bürokratischen Dingen schrecklich ungeschickt. Aber Sie können mir ja sicher helfen..." Frau Müller muss ein absoluter Frischling im Referat 5 sein, denn sie versichert glaubhaft, dass sie MICH, den BAFH, in allen Dingen tatkräftig unterstützen werde. Ich solle sie nur FRAGEN. AUSGEZEICHNET! "Gut", sage ich, "also, es geht um diesen Computerantrag..." "CIP oder WAP?" fragte die Frau Müller geschäftstüchtig. "Ja, CIP, glaube ich...", ich raschele heftig mit der Pornogeschichte, die ich mir gerade aus dem USENET geholt und ausgedruckt habe, "... ah, ja, da ist es ja. Genau, CIP heisst das Ding. Also wir hatten 13 Rechner beantragt, aber hier auf dem Bestätigungsschreiben ist immer nur von 3 Rechnern die Rede..." Frau Müller seufzt unterdrückt und beginnt mir ausführlich zu erklären, dass die Anzahl der zu beantragenden Rechnerplätze von der Zahl der Hauptfachstudenten abhänge. Und da in unserem Fach im Schnitt nur vier Hauptfachstudenten pro Semester gemeldet seien, blabla usf. "Soso, aha. Ja, ich glaube, ich verstehe", sage ich mit erstauntem Tonfall. "Aber wir haben doch nicht vier sondern etwa dreissig Hauptfachstudenten...." (Klickerdiklackerdiklick + zuupf) Verblüfftes Schweigen an anderen Ende. Aber Frau Müller fasst sich rasch wieder. Wozu hat man einen Computerkurs gemacht? Wozu hat man das neue Studenten-Verwaltungssystem, SVS genannt? "Augenblick", sagt sie souverän, "ich schaue schnell mal im SVS nach; dann haben wir sofort die aktuellen Zahlen." Klickerdiklackerdiklick + zuupf höre ich sie durchs Telefon. "Aber... aber... das verstehe ich nicht", stammelt Frau Müller. "Äh, wie meinen Sie?" frage ich scheinheilig. "Da sind tatsächlich dreissig Hauptfachstudenten im SVS eingetragen. Aber ich bin ganz sicher, dass letzte Woche..." "Nun ja, das kann ja so leicht passieren", sage ich und logge mich aus dem Superuser-Mode des SVS wieder aus. "Sie haben ja sicher soviele... äh... CIP-Anträge auf dem Schreibtisch. Da kann man sich schon mal um eine Stelle irren, nicht wahr..." "Ich versteh' das nicht", mümmelt Frau Müller ins Telefon. "Nun grübeln Sie mal nicht zuviel darüber nach", sage ich im kollegialen Tonfall. "Es ist ja noch nicht zu spät, nicht wahr? Ich schicke ganz einfach die Unterlagen an Sie zurück, und Sie korrigieren einfach die Anzahl der Rechner..." Frau Müller ist mit allem einverstanden.

So, bevor ich mir WAP vornehme, muss ich noch meine Hausaufgaben erledigen. Ich hänge eine Ankündigung an die Tür des Hörsaals, dass meine Vorlesung heute wegen akuter Mauspad-Allergie ausfallen wird, und setze mich an den Mac. Photoshop, eine alte Kopie unseres Raumplans, Scanner, eine Büchse Cola. Zwei Stunden später lasse ich mich von Frau Bezelmann mit Herrn Fauldobler im Referat 5 verbinden. Der Herr Fauldobler ist zuständig für WAP und kennt mich schon von früher. Daher muss auch Frau Bezelmann die Verbindung herstellen; wenn ich selber nach ihm frage, ist er garantiert 'gerade eben nicht im Büro'. "Ja, hallo?" meldet sich der ahnungslose WAP-Bürokrat. "Ja, grüss Gott, Herr Faultier. Ich rufe an wegen dem WAP-Antrag, den wir gerade für unser Institut laufen haben..." "Fauldobler", unterbricht mich der Selbnamige. "Mein ich ja, Herr Fauldobler. Ja, also es geht um unseren WAP- Antrag." "Haben Sie..." "Ja, ich habe Ihren Brief erhalten. Aber ich verstehe nicht ganz, was Sie mit 'raum-kausaler Insuffizienz' meinen?" Herr Fauldobler erklärt mir schadenfroh, dass der Antrag von dreizehn Indigo Workstations auf zwei gekürzt wurde, weil unser Institut keine 13 Arbeitsplätze nachweisen könne. "Sie haben zwar im Moment genügend Mitarbeiter für den Antrag", erklärt Herr Fauldobler, "aber wenn Sie nicht nachweisen können, wo die Maschinen aufgestellt werden sollen, geht der Antrag leider nicht durch." Die Häme trieft ihm aus allen Wörtern. Fauldobler hat früher in der RKFH gearbeitet, bis er wegen Nervenzusammenbruchs ins Referat 5 versetzt wurde. Ungefähr zur gleichen Zeit gab es einige äusserst komplizierte Reisekostenabrechnungen von mir, die angeblich in irgendeinem kausalem Zusammenhang mit Fauldoblers Schwierigkeiten standen. Offensichtlich hat er dies immer noch nicht ganz verwunden. "Aha, ja. Jetzt verstehe ich, Herr Faultier..." "Fauldobler!" "... Herr Fauldobler, nein wie dumm von mir. Ich sehe gerade, dass ich ja ganz vergessen habe, die neuen Projekträume für das ASPARAGUS-Projekt mit anzugeben." "ASPARAGUS?!" "Ja, der neue SFB der DFG, gerade erst genehmigt. Dafür haben wir die bisher nicht genutzten Räume 277, 278, 291 und 293 vorgesehen. Die könnten wir doch dann für den WAP-Antrag nutzen, nicht wahr? Die meisten Mitarbeiter werden sowieso in ASPARAGUS arbeiten..." Ich höre, wie Fauldobler in seinen Raumplänen wühlt. Er hat sich also schon Kopien gemacht, der Schlawiner, um auf meine Einwände vorbereitet zu sein. Na, warte! 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3 ,2 ,1... "Aber... aber ich finde gar keine Räume mit diesen Nummern auf meinem Plan....", sagt er. BINGO! "Nicht?! Ja, dann haben Sie vielleicht noch die Pläne von VOR dem Krieg. Warten Sie, ich faxe Ihnen die aktuellen Pläne mal gerade hinüber...."

Fünf Minuten später läutet wieder das Telefon. Fauldobler ist geradezu zerknirscht. "Also, ich weiss nicht was ich sagen soll. Sie haben natürlich recht gehabt. Wenn Sie diese Räume für den WAP nutzen wollen, können wir den Antrag so weiterreichen.... Seine Stimme klingt enttäuscht. Fast tut er mir leid. Bürokraten zu vera...... ist leichter, als der doofen Dogge vom Hausmeister einen Knochen zu klauen. "Ausgezeichnet", sage ich, "ich bin froh, dass wir alles so schnell klären konnten, Herr Faultier. Auf Wiederhören." "Fauldobler", murmelt er noch, bevor ich auflege.

Ich bin gespannt, ob Fauldobler jemals auffallen wird, dass die Räume 277, 278, 291 und 293, so wie ich sie in den Plan retuschiert habe, im zweiten Stock frei über der Schellingstrasse schweben, über die er jeden Morgen zur U-Bahn geht.

Wahrscheinlich nicht.

Ebensowenig wie er merken wird, dass es natürlich auch keinen SPARGEL-Sonderforschungsbereich der DFG gibt.

Aber Bürokraten können eben nicht alles wissen...


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Es regnet. Es schüttet geradezu. Der Wettermann im Radio ist der Meinung, dass es 'für diese Jahreszeit zu kalt' sei. Der Akku im Rasierapparat ist leer, und ich kann das Kabel zum Aufladen nicht finden. Mein rechter Weisheitszahn ist wieder entzündet und pocht vor sich hin. Im Radio spielt jemand Variationen zu Chopins 'Trauerweide', und als ich den ersten Schluck Kaffee nehme, merke ich, dass ich Zucker mit Salz verwechselt habe.

Es ist so perfekt, dass ich ein Lächeln nicht unterdrücken kann.

Es ist MONTAG, der DREIZEHNTE.

Im Büro schalte ich den PC erst gar nicht ein. Auf meinem Linux häufen sich schon genug Schadensmeldungen. Eine Workstation hat sich um 0:07 Uhr mit Platten-Crash verabschiedet. Das Subnetz im grossen Labor ist heute morgen bereits zweimal abgestürzt; wahrscheinlich wieder ein Wackelkontakt im CheapWire. Als ich sehe, dass heute Nacht sämtliche Backups wegen Netzversagens fehlgeschlagen sind, kann ich ein irres Lachen nicht mehr unterdrücken. Frau Bezelmann, die gerade mit vorgestrecktem Kopf unter der durchsichtigen, triefenden Plastikhaube neugierig in mein offenes Büro linst, weicht erschrocken zurück.

Ich höre, wie sie weiter in Richtung Sekretariat stöckelt und die Türe öffnet. Dann - ein spitzer Schrei, ungefähr im zweigestrichenen D. Ich sprinte durch den Gang nach vorne, stolpere über einen Karton Kopierpapier, den irgendein Idiot mitten in den Gang gestellt hat, und krache beinahe mit der Nase in den Kopierer. Fluchend schubse ich den Karton zur Seite und humpele weiter in Richtung Sekretariat. Frau Bezelmann steht inmitten eines wüsten Chaos von Papier, Akten, Schreibutensilien und sonstigem Kram und streichelt Nero, der auf ihrer linken Hand sitzt, über den kahlen Kopf. Ich pfeife anerkennend durch die Zähne. "Wie ist er denn da 'rausgekommen?" frage ich und hebe den total zertrümmerten Vogelkäfig auf. "Wer?" faucht Frau Bezelmann und schaut mich giftig an. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass ihre gelbe Augenfarbe ziemlich genau mit der des Raben übereinstimmt. "Nero. Ich hätte nie gedacht, dass ein Rabe so eine Verwüstung anrichten kann..." Frau Bezelmann und der Rabe funkeln mich wütend an. "Das waren Einbrecher", zischt Frau Bezelmann. "Nero hat sie in die Flucht geschlagen." Sie deutet zum Beweis auf die grosse Blutlache an Boden. Der Rabe krächzt zustimmend. Jetzt erst bemerke ich, dass sein grosser Schnabel mit getrocknetem Blut verkrustet ist. "Aber...", beginne ich, als Frau Bezelmann sich plötzlich bückt. "Hier ist der Beweis", verkündet sie triumphierend und hält mir ihren Fund unter die Nase. "Nero ist schon immer zuerst auf die Optik losgegangen. Ein erfahrener Kämpfer." Ich fühle plötzlich, wie mein Frühstück verzweifelt einen Ausgang aus meinem Magen sucht. Auf der faltigen grauen Handfläche liegt ein schillerndes Glasauge und starrt mich aus grosser Pupille an.

Was für ein Pechvogel, denke ich. Ausgerechnet am Montag den Dreizehnten ein Büro knacken, in dem sowieso kein Pfennig zu finden ist. Und dann trifft er auch noch auf diesen Killerraben.

Auf dem Gang ertönt ein erschrockener Aufschrei gefolgt von einem lauten Scheppern und Krachen. Ich springe zur Türe. Der Chef hängt halb auf dem Kopierer, die Brille verrutscht, und klammert sich an der Bedienungskonsole fest. Der Kopierer reagiert mit massenweisem Ausstoss von weissen Papier. "Oh... äh... ich muss... äh... muss gestolpert sein..." Der Chef rappelt sich auf und schaut sich kurzsichtig um. "Ah, wie dumm von mir... äh... nur ein Karton mit... mit... äh... mit Kopierpapier, ja." Der Chef schiebt den Karton ordentlich zur Wand und kommt zu uns ins Sekretariat. Als er in der Tür steht und das Chaos erblickt, schnappt er nach Luft. Frau Bezelmann beginnt, aufgeregt von Neros Heldentaten zu berichten.

Währenddessen schiebe ich mich unauffällig an der Wand entlang zur Türe, um zu verschwinden, bevor mir noch irgendwelche Aufräumarbeiten aufgehalst werden können. Als ich zurück zu meinem Büro eile, stolpere ich wieder über etwas. Es ist ein Kopierkarton. Ich schiebe den Karton unter den Kopierer, als mir plötzlich ein Verdacht kommt. Ich gucke unter den Kopierer: nur ein Karton steht da. Seltsam. Ich hätte schwören können, dass ich den gerade vorher erst aus dem Weg geräumt hatte. Zögernd gehe ich weiter. Als ich um die erste Ecke gebogen bin, bleibe ich nachdenklich stehen. Youngs Gesetz der Autokinese kommt mir in den Sinn: "Alle unbeseelten Gegenstände können sich soweit selbstständig bewegen, dass sie einem im Weg sind." Ich gucke vorsichtig um die Ecke. Mitten im Gang steht der Karton mit Kopierpapier. Na warte, denke ich. Montag der Dreizehnte hin oder her, man muss sich ja nicht alles gefallen lassen! Ich besorge mir Teppichklebeband aus der Werkstatt und mache mich daran, den widerspenstigen Karton unter dem Kopierer auf den Fussboden zu kleben. Plötzlich merke ich, dass jemand neben mir steht und mir zuguckt. Es ist Marianne. "Was MACHST du denn da?" fragt sie entgeistert. "Ich sichere den Karton gegen Diebstahl", sage ich ruhig. Marianne brütet eine Weile über dieser Auskunft. "Aber", wendet sie schliesslich messerscharf ein, "man kann doch das Papier trotzdem klauen, auch wenn der Karton am Boden festgeklebt ist..." "Ich sagte ja auch nicht, dass ich das Papier sichern will, sondern den Karton", erkläre ich und stehe auf."Es macht ja wohl auch wenig Sinn, das Papier am Boden festzukleben, oder?"

Marianne guckt mir verwirrt hinterher, während ich in mein Büro zurücktrotte.

Kleine Geister, denke ich verächtlich. Was wären sie ohne mich?


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Heute bin ich zornig und brüte in meinem Büro vor mich hin. Nicht dass ich grundlos zornig bin, oh nein. Es gibt für alles einen Grund. Der Postmaster vom Rechenzentrum hat entdeckt, dass ich seinen Mailer durch ein Trojanisches Pferd ersetzt habe, um ungestört Usermail lesen zu können. Jetzt komme ich nicht mehr so leicht an die mails der Studentinnen ran, und ausserdem muss ich auch noch befürchten, dass er meinen Spuren bis hierher folgen wird. Dazu kommt noch, dass der Chef wieder ein unsinniges Projekt an Land gezogen hat, das nur Arbeit und wenig Dienstreisen verspricht. Und als absolute Krönung ist mir der Yoghurt ausgegangen, mit dem ich bei schönen Wetter die Studenten vor meinem Fenster zu beschiessen pflege. Mein Stimmungsbarometer ist auf dem absoluten Tiefstpunkt angelangt.

Nietzsche muss man lesen, wenn man zornig ist; er ist bestimmt nichts für harmonische Stunden. Aber wenn man so zornig ist wie ich jetzt, liegt er genau richtig. Ausserdem bringt er einen auf gute Ideen. Ich schlage das Buch der Bücher aufs Geratewohl irgendwo im ersten Drittel auf. Den Zarathustra kann man nicht linear lesen; das Buch schreit nach Chaos, also lese ich es nach dem Random-Prinzip.

'"Der Mensch ist böse" - so sprachen mir zum Troste alle Weisesten. Ach, wenn es heute nur noch wahr ist! Denn das Böse ist des Menschen beste Kraft. "Der Mensch muss besser und böser werden" - so lehre ich.'

Ganz in meinem Sinne. Gerade in diesem Moment läutet das Telefon.

"Ja?" melde ich mich hyperfreundlich. "Ähm, ja, ich weiss nicht, ob ich bei Ihnen richtig bin, aber ich habe ein Problem..." "Aber sicher doch", sage ich beruhigend, "sowas kann nun mal passieren. Haben Sie schon mit dem Kindsvater darüber gesprochen?" "Häh? Mit dem Kindsvater? Wieso? Ach nein, ich habe ein Problem mit meinem Rechner... "Ah, dann sind Sie hier falsch. Das hier ist die Schwangerschaftsberatungsstelle. Warten Sie, ich verbinde Sie mit der Uni-Hotline..."

Ich drücke auf die Erdtaste und warte zwei Sekunden.

"Uni-Hotline, guten Tag?" "Ja, äh, hallo. Ich habe ein Problem mit meinem Word." "Ja?" "Ja. Also, ich habe jetzt meinen Text eingetippt und versucht, ihn abzuspeichern, aber irgendwie macht er das nicht..." "Verwenden Sie WinWord?" "Äh, wie bitte? Es tut mir leid, aber der Rechner gehört mir nicht und ich kenne mich nicht besonders gut aus..." "Ist das ein Pentium mit Windows?" frage ich mit Engelsgeduld. "Ja, ich glaube..."

Bestens. Da war doch irgendetwas mit WinWord in den letzten News. Ich browse schnell durch meine Datenbank. Ah, da ist es ja!

"Wie fängt denn der Text an, den Sie geschrieben haben? Ich meine, wie lautet das erste Wort?" "Das erste Wort? Ja, also die Überschrift lautet: 'Diplomarbeit im Fach..."

BESTENS.

"Ah, ja. Ich glaube, ich weiss, wo das Problem liegt. Ich habe hier eine Meldung vorliegen, dass WinWord in ganz seltenen Fällen auf Pentium nicht mehr speichert, wenn das erste Wort nicht mit 'Realität' anfängt." "WIE BITTE?" "Ja, spassig nicht wahr? Es hat wohl irgendetwas mit dem intermodulierten Super-Cache zu tun, den WinWord zum effizienteren Crossword-Checking im Lingo-Mode verwendet." "Aha..." DUMMY MODE ON "... und was soll ich jetzt tun?" "Ganz einfach: Geben Sie vor der Überschrift noch das Wort 'Realität' ein und versuchen Sie erstmal die Rechtschreibkontrolle. Dazu müssen Sie die kleine Lupe in der Kopfleiste anklicken."

tippiditippiditippclack ... 4 Sekunden Stille.

"Aber... aber jetzt ist der Schirm plötzlich dunkel geworden, und der Rechner macht komische Geräusche, und es kommt so eine komische Meldung 'AMIBIOS'..." "Das ist ganz normal", sage ich, "das macht WinWord immer, wenn es automatisch abspeichert. Sie haben von ihrem Text doch hoffentlich Sicherungskopien gemacht?" "Äh, von dem noch nicht. Den habe ich ja gerade erst eingetippt. Aber die anderen Kapitel, die habe ich auf Diskette..." "Auf Ihrem Schirm müsste doch jetzt ganz unten 'C:>' stehen, nicht wahr?" "Ja..." "Das bedeutet, dass WinWord Ihnen nun Gelegenheit gibt, Ihre Disketten aufzufrischen. Sie wissen doch, dass Disketten nur eine begrenzte Haltbarkeit haben, oder?" "NEIN?!" "Doch, doch. Wenn Sie Pech haben, ist plötzlich nichts mehr lesbar. Sie müssen die Disketten regelmässig auffrischen, im Computer-Slang heisst das 'Formatieren'. Dazu dient dieser schwarze Schirm, den Sie jetzt sehen. Legen Sie die Diskette ein und tippen sie 'format a:' ein. Dann drücken Sie immer 'Return'." "Ähm, ok." "Frischen Sie regelmässig Ihre Disketten auf; das ist genauso wichtig wie das Sichern selbst." "Ok, danke vielmals." "Keine Ursache. Wir müssen uns alle helfen, nicht wahr?"

Nachdem ich aufgelegt habe, geht es mir etwas besser. Etwa 20 Prozent meines Zorns sind abgebaut. Ich warte ein Weilchen, aber das Telefon läutet nicht wieder. Also fahre ich die Schutzschilde aus und greife wieder zu meinem Zarathustra.

'Was von Weibsart ist, was von Knechtsart stammt und sonderlich der Pöbel-Mischmasch: das will nun Herr werden alles Menschen- Schicksals - o Ekel! Ekel! Ekel!'

Ich runzele die Stirne. Vielleicht sollte ich mir wirklich von Frau Bezelmann nicht daürnd auf der Nase herumtanzen lassen? Und der 'Pöbel-Mischmasch', das können nur die Studenten sein! Ich werde in der nächsten Zwischenprüfung mal andere Töne anschlagen, ha! Ich schlage das Buch weiter vorne auf.

'Und wer ein Schöpfer sein muss im Guten und Bösen: wahrlich, der muss ein Vernichter erst sein und Werte zerbrechen.'

Apropos zerbrechen. Ich gehe in die Werkstatt und borge mir eine Metallsäge. Damit bewaffnet gehe ich in den verwaisten Biergarten und säge in aller Ruhe ein paar Stuhlbeine an. Der Hausmeister hat nämlich dummerweise bemerkt, dass ich vor ein paar Wochen die Schrauben an den Biertischbänken gelöst hatte, und sie wieder angezogen.

'Wer ein Schöpfer (von köstlichen Situationen) sein muss im Guten und Bösen : wahrlich, der muss erst ein Vernichter sein und Bänke sägen.'


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Ich sitze in meinem Büro und grüble über dem Sinn meines Daseins als B.A.f.H. nach.

Nicht dass das ein ungelöstes Problem darstellen würde. Oh, nein! Hier steht es schwarz auf weiss im 'Kompendium für den Feldeinsatz als Bastard X', Kapitel I 'Allgemeines', Unterpunkt 3 'Sinn des Daseins als Bastard X from Hell', Absatz 2: 'Der hauptsächliche Daseinszweck des Bastards X ist es, den in der Schöpfung bedauerlicherweise allenthalben vorhandenen Asymmetrien von Gut und Böse geeignet entgegenzuwirken.'

So steht es hier, und ich sitze und grüble darüber. Weiter hinten in Kompendium wird das mit den Asymmetrien anhand von Beispielen noch etwas erläutert: das Verhältnis von Sonnen- zu Regentagen; Materie, aber praktisch keine Antimaterie; die Form Afrikas; das Verhältnis von leuchtender Masse zu dunkler Masse in Universum; Rechts- und Linksverkehr; die Bewegung der Planeten um die Sonne; der Blinddarm und die Milz; Gehälter von Professoren und von Assistenten - alles Pfuschereien in der Schöpfung.

Wenn man auf unsereins gehört hätte - aber das war damals auch schon nicht anders als heute: wer hört schon auf die Vernünftigen, frage ich Sie - wenn man also damals auf unsereins gehört hätte, dann wäre jetzt die Schöpfung um einiges symmetrischer angelegt.

Weg mit der schwachen und starken Kernkraft, die nur die ganze Physik versauen. Gravitationswellen, Quantenmechanik, du lieber Himmel! Alles völlig überflüssig, wenn man sich anfangs nur mehr Gedanken gemacht hätte. Dann gebe es jetzt auch ein vernünftiges Verhältnis von Guten und Bösen. Schön symmetrisch, verstehen Sie? Aber nein! Es muss ja alles huschhusch in sieben Tagen erledigt sein, nicht wahr? Damit es später dann im Buch der Bücher wie eine besonders titanische Leistung dargestellt werden kann. Pfusch! Unsereins hat das schon damals gewusst, aber was hilfts? Jetzt müssen wir schauen, wie wir damit fertig werden. In der Physik, da kann man nicht mehr viel machen. Ist gelaufen! Hoffnungslos! Oder können Sie uns einen Tip geben, wo wir die ganze überflüssigen Neutrinos hinpacken sollen? Na bitte!

Bleibt also noch die Moral, der Charakter. Das war auch so ein gefühlsduseliger Unsinn. Lauter nette Leute sollten es werden, und was dann? Wie soll das enden! Haben Sie schon mal einen Verein zufriedener Kleingärtnerverbandsmitglieder gesehen, die was voran gebracht haben? Die Unzufriedenen sinds, die was bewegen! Oder glauben Sie vielleicht, die Spülmaschine wurde von einem erfunden, der voll und ganz mit seinem Weltbild zufrieden war?

Aber gemerkt haben die sauberen Herrschaften aus den oberen Etagen das erst, nachdem die Neanderthaler einige zehntausend Jahre zufrieden in ihren kalten Höhlen gesessen und an ungekochten Jamwurzeln genagt hatten - und immer noch keinerlei Anstalten gemacht hatten, auch nur ansatzweise etwas so Fortschrittliches wie eine Spülmaschine anzugehen.

Also wurde unsereins zähneknirschend beauftragt, ein wenig Schwung in die Sache zu bringen. Stellen Sie sich das bloss nicht so leicht vor! Denn jetzt kommt wieder die Asymmetrie ins Spiel: das Verhältnis von guten zu bösen Menschen ist selbst nach Jahrtausenden immer noch katastrophal. Folglich müssen ich und alle meine Kollegen, die Bastard Secretaries, die Bastard Bürohengsts, die Bastard Operators, und wie sie alle heissen, wir alle müssen für zwölf schuften, um das Ungleichgewicht auch nur einigermassen in den Griff zu bekommen.

Wie gesagt: Glauben Sie ja nicht, dass das eine leichte Aufgabe ist! Gut zu sein ist einfach. Das Prinzip Neanderthaler funktioniert auch heute noch prima: Lasst uns einfach die Hände in den Schoss legen und vergesst bloss die Spülmaschine, dann wird schon alles gut! Schlecht zu sein dagegen erfordert Phantasie, ständige Wachsamkeit, Flexibilität, ...

Das Telefon klingelt.

Das bedeutet, dass der bescheuerte Techniker schon wieder die Orginal- Software in unsere ISDN-Anlage eingespielt hat. Meine Version der Software leitete nämlich zur Zeit alle Anrufe, die an meine Nebenstellennummer gerichtet sind, an eine einschlägig bekannte Nummer auf den Philippinen weiter.

Ich hebe ab. "Ja?" "Hallo, spreche ich mit Herrn Leisch?" sagt sie an anderen Ende. "Ja", sage ich. "Mein Name ist Hinterhuber von der Agentur Weissois in München. Wir machen eine repräsentative Telefonumfrage zur Ermittlung von Einschaltquoten. Wären Sie bereit, mir einige Fragen zu beantworten?" "Ja", sage ich, genau mit den drei Sekunden Verzögerung, die Frauen wahnsinnig machen kann. "Äh, gut. Zunächst..." "Wie halten Sie das eigentlich mit dem Datenschutz?" unterbreche ich sie. "Datenschutz?" "Ja. Ich möchte wissen, wie Sie dafür sorgen, dass mein Name nicht nach Ihrer Befragung in allen möglichen Adressdateien landet." "Nun, äh... unsere Befragungen sind natürlich immer anonym", sagt sie. "Dann möchte ich mal wissen, woher Sie meinen Namen kennen", sage ich. Das bringt sie etwas aus der Fassung. "Natürlich kenne ich Ihren Namen. Ich hab Sie ja gerade angerufen." "Eben", sage ich, "folglich bin ich für Sie bereits nicht mehr anonym." "Aber... aber ich vergesse das doch gleich wieder... ich wollte sagen, Ihr Name wird doch nirgends festgehalten..." "Sie wollen also damit sagen, Sie haben mich einfach blind aus dem Telefonbuch herausgepickt, ohne dass mein Name und meine Telefonnummer irgendwo notiert worden wären?" "N...nein. Ich habe schon eine Liste", gibt sie zögernd zu. "Schliesslich sollen die Befragten ja repräsentativ sein..." "Na, bitte!" "Aber mit der Telefonnummer kann man doch noch nicht viel anfangen", versucht sie sich bei mir wieder einzuschmeicheln. "Dann geben Sie mir mal Ihre", antworte ich unbeeindruckt und schiebe die D1 ins CDROM-Laufwerk. "Wie bitte?" "Geben Sie mir Ihre Telefonnummer. Wenn man damit nichts anfangen kann, können Sie mir doch bedenkenlos Ihre Privatnummer geben, oder?" Jetzt ist sie in der Zwickmühle. Einerseits würde sie jetzt lieber abbrechen, andererseits... "Na gut", sagt sie. "6745987."

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"Hm. Aha, Roswita, kein schlechter Name. Auch keine schlechte Wohngegend. Grünwald, Ludwig-Thoma-Strasse 45. Tststst. Können Sie sich das vom Gehalt einer Telefoniererin leisten? Ah, wahrscheinlich wohnen Sie noch bei den Eltern. Hier ist ja noch ein Hermann Hinterhuber eingetragen, soso, Industrieller. Das die Leute sich das heute noch trauen..." Sie schnappt hörbar nach Luft, aber sie fängt sich auch schnell wieder: "Also gut! Es gibt keinen absoluten Datenschutz. Wollen Sie das hören? Sie müssen uns halt vertrauen, dass wir Ihre Daten nur anonym weitergeben, oder Sie machen die Befragung halt nicht mit; das ist ja ihr gutes Recht." "Hm. Ok, ich mach' trotzdem mit", sage ich. Sie atmet auf. "Also, zunächst ein paar allgemeine Fragen: wie oft sehen Sie eine Nachrichtensendung, eine Sportsendung oder eine Talkshow. Es gibt dazu vier Kategorien: täglich, mehrmals im Monat, einmal im Monat, weniger als einmal im Monat ." "Hm... also lassen Sie mich mal nachdenken. Nachrichtensendung, tja... ich würde sagen... wie waren nochmal die Kategorien?" Sie betet sie mir noch einmal vor. Die Geduld mancher Leute ist wirklich erstaunlich. "Aha. Ja, also Krimis sehe ich eigentlich..." "Krimis waren gar nicht gefragt." "Oh... äh, was war nochmal gefragt?" "Nachrichtensendungen..." "Richtig. Die beiden verwechsele ich immer. Also Nachrichtensendungen... Nachrichtensendungen... also ehrlich gesagt, ich kann mich an keine erinnern. Sagen wir also mal: weniger als eine im Monat." "Sind Sie sicher?" kommt es durch die Leitung. "Absolut", antworte ich, "und Sport und Talkshows habe ich noch nie gesehen." Frau Hinterhuber muss das erstmal verdauen. Dann sagt sie: "Na schön. Dann können wir einige Fragen gleich überspringen. Jetzt müsste ich wissen, wieviele Personen in Ihrem Haushalt leben und wieviele Fernseher in Ihrem Haushalt leben... Sie in Ihrem Haushalt haben, meine ich natürlich." "1 und 0", sage ich. "Wie bitte?" "1 Person und 0 Fernseher", erläutere ich genüsslich. Das ist wie ein weisser australischer Burgunder bei 12 Grad auf der Zunge. Frau Roswita Hinterhuber keucht hörbar ins Telefon. "Sie haben überhaupt keinen Fernseher?!" "Nein." "Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?!!" "Sie haben mich ja nicht gefragt. Äh... gehört das jetzt immer noch zu Ihrer Umfrage?" Als Antwort bekomme ich nur noch ein hartes Klicken.

Gut. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, also unsere Tätigkeit erfordert Phantasie, ständige Wachsamkeit, Flexibilität, ...


Nach oben Bastard Ass(i) from Hell #24

Plimmelplumplimplum - plumplum.

(männliche Stimme, markig, besorgt): "Sie kaufen ernährungsbewusst ein und wollen nur das Beste für Ihre Familie?" (weibliche Stimme, überrascht): "Aber ja." (männliche Stimme, noch besorgter): "Sie wissen, dass Schweinefleisch hormonverseucht ist und dass Rindfleisch möglicherweise BSE überträgt. Dass Hühnerhaltung Tierquälerei ist und Wild seit Tschernobyl überhaupt nicht mehr in Frage kommt. Also kaufen Sie jetzt nur noch australisches Emu- Fleisch?" (weibliche Stimme, unsicher geworden): "Richtig." (männliche Stimme, noch markiger, fast drohend): "Aber denken Sie auch an Ihre Schuhe!?" (weibliche Stimme, fassungslos, hilflos): "Meine Schuhe?"

(erste Stimme aus dem OFF): "Was alle deutschen Hausfrauen wissen sollten: Bisher ist es der Wissenschaft nicht gelungen zu beweisen, dass BSE nicht auch durch das Tragen von Rindslederschuhen auf den Menschen übertragen werden kann, wenn das Leder von befallenen Rindern stammt. Schützen Sie sich und Ihre Familie mit den neuen BSE-Socks. BSE-Socks verhindern zuverlässig die Übertragung jeglicher Erreger vom Schuhleder auf das Hautgewebe des Trägers. BSE-Socks sind in allen Grössen und vielen modischen Farben in allen Apotheken erhältlich. Also, gehen Sie kein Risiko ein! Besorgen Sie sich noch heute die neuen BSE-Socks - natürlich aus dem Hause BAFH!"

(zweite Stimme aus dem OFF): "Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Ihren Schuster."

Plimmelplumplimplum - plumplum.

(ohrenbetäubendes Kindergeschrei) (Kindergeschrei um 20 dB leiser, liebevolle weibliche Stimme aus dem OFF): "Kindergeburtstagsparty. Das kann schon an den Nerven zerren..." (Telefonklingeln und schimpfende Stimme in Telefonbandbreite) "...und an den Nerven der Nachbarn." (ohrenbetäubendes Kindergeschrei wieder 20 dB lauter) (schreiende weibliche Stimme aus dem OFF): "Wenn ich den Lärm nicht mehr ertragen kann, dann nehme ich einfach den neuen Pädosilencer von BAFH!" (platzendes Geräusch, wie wenn eine reife Wassermelone aus 4 Meter Höhe auf Stahlbeton fällt, ohrenbetäubendes Kindergeschrei schwillt nochmal um 20 dB bis zur Schmerzgrenze an und verstummt dann schlagartig) (Zerreissendes Papier, Schmatzen und Schnaufen) (männliche Stimme aus dem OFF): "Der neue Pädosilencer von BAFH ist immer zur Hand, wenn Ihre Nerven nicht mehr mitspielen. Er enthält genügend klebrige und mundfüllende Süssigkeiten für Gruppen bis zu 10 Kleinkindern und kann aus sicherer Entfernung geworfen werden. Der Inhalt wurde von namhaften Lebensmittelchemikern zusammengestellt. Wir garantieren mindestens elfeinhalb Minuten relative Stille nach Abwurf des Pädosilencers. Sie können ohne Bedenken bis zu 10 Pädosilencer pro Tag abwerfen. Besorgen Sie sich den neuen Pädosilencer, Ihren Nerven zuliebe." (anderer männlicher OFF): Unverbindliche Preisempfehlung nur 19 Mark 99 oder im preisgünstigen Sechserpack für nur 149 Mark 99

Plimmelplumplimplum - plumplum.

"Ich bin zuhause, Liebling. Was gibt es denn heute?" (männliche Stimme, erst im Hintergrund, dann in den Vordergrund kommend) "Oh, nein. Liebling. Schon wieder Mikrowelle?" (weibliche Stimme im OFF): "Er weiss noch nicht, dass ich die neue MikroMod von BAFH verwende. Was für ein Unterschied zur normalen, unmodulierten Mikrowelle! Hmm, dieser Duft. Und in der mitgelieferten Broschure finden Sie zu jedem Gericht die passende Musikempfehlung. Einfach den Walkman oder die Stereoanlage an die neue MikroMod von BAFH anschliessen und schon können Sie Ihre gewohnten Gerichte mit MUSIKMODULIERTER MIKROWELLE zubereiten. Sie werden staunen, was das für ein Unterschied ist!" (männliche Stimme, resigniert, genervt): "Und? Was gibt es heute wieder. Wiener Schnitzel. Hmm, aber das duftet ja... das duftet ja wie frisch zubereitet, Liebling. Das schmeckt ja, also einfach phantastisch! Aber ich habe doch gesehen, es kam aus der Mikrowelle..." (weibliche Stimme, überlegen): "Ja, aber mit Mozarts kleiner Nachtmusik modulierter Mikrowelle, mit der neuen MikroMod von BAFH." (männliche Stimme, schmachtend): "Liebling!" (weibliche Stimme, zurückschmachtend): "Schatzi?!" (männliche Stimme aus dem OFF): "Überraschen auch Sie Ihren Mann mit musikmodulierten Mikrowelle- Gerichten. Neu, von BAFH."

Plimmelplumplimplum - plumplum.

(Deutliche schnelle Schritte auf knarzendem Boden) (leise männliche markante Stimme aus dem OFF): "In jedem Haushalt stehen wertvolle Dinge einfach so auf dem Fussboden. Wie leicht kann eine kleine Unachtsamkeit ziemlich teuer werden." (Lautes Klirren, wie wenn eine chinesische Vase aus der Mung-Zeit am Boden zerschellt, und ein entsetzter Schreckensruf im Hintergrund) (hellere männliche Stimme aus dem OFF, gleichzeitig wieder die Schritte im Hintergrund): "Beugen Sie dem vor! Besorgen Sie sich rechtzeitig den altbewährten StoStei aus Zentralalpengranit. Der traditionelle, formschöne und praktisch unzerstörbare StoStei der alteingesessenen Firma BAFH in Bozen wird einfach irgendwo in der Wohnung oder im Haus plaziert. Wir garantieren absolut zerstörungsfreies Stolpern über den StoStei. Andere, wertvollere Gegenstände Ihres Haushalts bleiben dadurch verschont, denn der StoStei zieht aufgrund seiner einzigartigen Form alle Stolperer automatisch auf sich. Den StoStei gibt es mit einer Werksgarantie von 403 Jahren in allen guten Fachgeschäften. Besorgen Sie sich den StoStei noch heute, damit es auch bei Ihnen eines Tages heisst:" (Schritte enden in dumpfen Rumpeln und ein schwacher Ruf des Erstaunens, weibliche erleichterte Stimme): "Ach, so ein Glück! Es war nur der StoStei!"

Plimmelplumplimplum - plumplum.

(Lallendes Kleinkind im Vordergrund, Stimme des Vaters im Hintergrund). "Lallalllallallallallallallallallu!" "Corinna. Bitte geh nicht an die Stereoanlage." "Ollollollollillillillolollollo!" "Corinna! Was habe ich gerade gesagt. Du sollst nicht an die..." (KRACKS! Das Geräusch, was entsteht, wenn ein Kleinkind das Cassettenfach eines 3000 Marks-Cassettenrecorders herausreisst.) "Uuuuuuäääääähhhhh!" "Corinna!!! Was habe ich dir gerade..." (Das Geschimpfe des Vaters untermalt mit Kleinkindersirene langsam in den Hintergrund) (weibliche Stimme aus dem OFF): "Wollen Sie es soweit kommen lassen? Soll auch ihr kleiner Schatz durch böse Worte und Verbote in seiner freien Entwicklung beeinträchtigt werden? Nutzen Sie lieber das Angebot der Spezialisten bei der Firma BAFH. Wir sind seit zwanzig Jahren auf kleinkindersichere Attrappen von allen Arten der modernen Unterhaltungselektronik spezialisiert. Bei uns bekommen Sie nicht nur Cassettenrekorder und Discplayer mit echt bewegenden Klappen und Reglern; nein, auch Videorekorder mit wunderbaren Einsteckschlitzen, in die Ihr kleiner Liebling alle seine winzigen Schätze stecken kann, ohne dass gleich der Haussegen schief hängt." (glückliches Kleinkindergekrähe im Hintergrund, die fröhliche Stimme des Vaters): "Haddu widda deine Keksi in den Video gesteckt? Eiteitei, was bist du für ein süsser kleiner Fratz, Corinna." (Stimme aus dem OFF): "Warten Sie nicht länger. Legen Sie dem Entwicklungsdrang ihres kleinen Lieblings keine Steine in den Weg. Rufen Sie uns an oder kommen Sie vorbei; wir beraten Sie individuell und kompetent.

Plimmelplumplimplum - plumplum.

(Schritte auf Asphalt, plötzlich ein schmatzendes Geräusch und ein unterdrückter Fluch, langsame Stimme eines Afroamerikaners aus dem OFF): "Das kann dem besten Fussgänger passieren: klumpiger, klebriger Hundekot an den Schuhen. Schützen Sie sich davor mit dem neuen ShitDetect von BAFH! Der kleine, unauffällige Sensor wird an der Schuhspitze angesteckt und warnt Sie zuverlässig mit lautem Pfeiffton vor jeder Ansammlung von Hundekot, der sich in der extrapolierten Bewegungsrichtung Ihres Fusses befinden sollte. Nutzen Sie die neueste NASA-Technologie, um sich peinliche Situationen zu ersparen! ShitDetect - aus den USA.

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(Türenklappen, Jungenstimme, ca. 13 Jahre alt, Stimme der Mutter): "Hi Mom, ich bin daha!" "Liebling, denk bitte daran, die Schuhe auszuziehen - Oh, mein Gott! Liebling, deine Turnschuhe!" "Aber Mom! Turnschuhe sind einfach cool! Alle tragen Turnschuhe!" "Ja, Liebling. Aber der Geruch!" (Männliche Stimme aus dem OFF): "SCHWEISSGERUCH! Nicht alle Menschen ertragen lächelnd den Duft, den die vor sich hinschweisselnden Turnschuhe unserer jungen Generation verströmen. Auch desodorierende Fusspuder oder Strümpfe helfen da nicht mehr!

ABER JETZT GIBT ES DIE NEUEN TURNSCHUHE VON BAFH! In jedem Absatz dieser revolutionär neuen Sportschuhe befindet sich ein Container mit desodorierender Flüssigkeit und eine automatische Pumpe. Bei jedem Schritt wird automatisch über ein feines Kapillarnetz im Inneren des Sportschuhs eine winzige Menge des Deodorants über den ganzen Fuss verteilt. Die Folge: keine Ohnmachtsanfälle mehr beim Abstreifen der Schuhe, angenehmer Fichtennadelduft verbreitet sich, wenn Ihr Sprössling nach Hause kommt.

BESORGEN SIE SICH NOCH HEUTE DIE NEUEN SPORTSCHUHE VON BAFH, BEVOR ES ZU SPÄT IST!

Nur in gut sortierten Fachgeschäften und nur solange Vorrat reicht."

Plimmelplumplimplum - plumplum.

(Aufschliessen und Öffnen eines Briefkastens, gemurmelte wütende Stimme): "Schon wieder alles voll mit Werbung!" (Briefkasten wieder zu, männliche Stimme aus dem OFF): "Geht Ihnen das auch täglich so? Der ganze Briefkasten angefüllt mit Werbung, die Sie gar nicht haben wollen? Und Ihr Hinweisschild 'Bitte keine Werbung einwerfen!' beachtet natürlich niemand?" (weibliche Stimme aus dem OFF): "Verzweifeln Sie nicht! Jetzt gibt es eine Lösung für dieses Problem!" (Fanfare) "NEU AUS DEN USA: MailProtector. Die ultimative Lösung gegen unliebsame Wurfpostsendungen." (männliche Stimme): "Der MailProtector ist ganz einfach zu installieren, wie ein normaler Briefkasten. Oberflächlich sieht er auch genauso aus. Aber sobald sich eine Wurfpostsendung dem Einwurfschlitz nähert, macht der MailProtector die Schotten dicht." (metallisches Klirren und Schnappen) "Wie ein unbezwingbarer stählerner Kiefer schliesst der MailProtector blitzschnell seine Einwurfklappe. Bereits eingeführte Teile der Wurfpost werden abgetrennt und gesondert entsorgt; ebenso etwaige abgetrennte Fingerspitzen. Daher auch keinerlei Geruchsbelästigung im Hausflur. Sie erhalten nur die Post, die Sie auch wirklich wollen." (weibliche Stimme): "Ihre Nachbarn werden Sie beneiden. Besorgen Sie sich den neuen MailProtector! Nur im Importhandel, nur bei BAFH, 78657Pforzheim!"

Plumplum.

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